Nr. 3 ■ September 2020 ■ 85. Jahrgang ■ Die besten Seiten der Tiefbautechnik ■ www.robe-verlag.ch Tunnelbau: Lötschberg – Aufarbeitung nach Wassereinbruch im Frühjahr Bahnbau: Sanierung der Strecke Zug – Arth-Goldau Tunnelbau ■ Tiefbau ■ Infrastruktur ■ Strassen ■ Brücken ■ Schienen Infrastrukturbau Schweizer BauJournal Bitumen: Baustoff für Strassenbeläge EDITORIAL 3 INT 3/2020 – Infrastrukturbau Impressum Herausgeber / Verlag / Abos / Inserate: Robe Verlag AG, 5024 Küttigen Tel. 062 827 45 00 www.robe-verlag.ch Verlagsleitung: Herbert Schatzmann Verkauf: Wincons AG, Fischingerstrasse 66 Postfach, 8370 Sirnach Tel. 071 969 60 30 info@wincons.ch, www.wincons.ch Redaktionsadresse: Robe Verlag AG, Bollackerweg 2 5024 Küttigen, Tel. 062 827 45 00 Fabian Schatzmann, Redaktionsleiter redaktion@robe-verlag.ch Redaktionelle Mitarbeit in dieser Ausgabe: Fabian Schatzmann, Curt M. Mayer, Klaus W. König, Robert Schütz Layout/Prepress: Raffael Meier, Heinz Bächinger Druck: AVD Goldach AG, CH-9403 Goldach Erscheinungsweise, Abonnemente: 4 Hefte pro Jahr als Special zum Schweizer BauJournal Hinweise: Mit der Annahme von Beiträgen durch die Redaktion und der Honorierung des Autors erwirbt der Verlag das Copyright und die Rechte zur Herausgabe von Se- paratdrucken. Für Manuskripte, Daten- träger, Bilder, die dem Verlag oder der Redaktion zugestellt werden, wird keine Haftung übernommen. Schadenersatz für fehlerhafte, unvollständige oder nicht erschienene Fachbeiträge und An- zeigen ist ausgeschlossen. Die Zeitschrift und ihr gesamter Inhalt sind urheber- rechtlich geschützt. Jede Verwertung, auch für elektronische Medien, bedarf der Zustimmung des Verlages. Die Plat- zierung der Anzeigen im Umfeld von Fachberichten erfolgt auf Wunsch der entsprechenden Firmen. Daraus lassen sich keine weiteren vertraglichen Bin- dungen sowie rechtliche Verpflichtun- gen zwischen Inserenten und Bauherr- schaft, Architekten, Total- und General- unternehmungen sowie Verlag ableiten. ISSN 2504-1673 Im Robe Verlag erscheinen auch: Märkte ■ Trends ■ Bewirtschaftung ■ Objekte Nr. 3 ■ September 2020 ■ 85. Jahrgang ■ Sonderausgabe zu Schweizer BauJournal ■ www.robe-verlag.ch Mattenhof Kriens: Zeitgemäss Wohnen und Arbeiten in Luzern Süd Logistikcenter Fust: Bauen für den Fortschritt The Valley: Historischer Raum für Innovationen Immobilien im BlickPunkt Schweizer BauJournal Nr. 3/2020 ■ 24. Jahrgang ■ Gebäudetechnik – aktuell, kompetent, informativ ■ www.robe-verlag.ch Energieeffizienz und erneuerbare Energien 75 Jahre Grundfos CO 2 -neutrale Energieproduktion Hochwertige Thermo stattechnik GEBÄUDETECHNIK Integrale Fachzeitschrift für Planung, Installation, Instandhaltung in Gebäude und Industrie GEBÄUDETECHNIK Kostenloser Fach-Newsletter für die Gebäudetechnik-Branche Nr. 4 • August 2020 (HL) Wie geht es uns morgen? Wer dies wissen möchte, müss- te auch die Entwicklung des Co- ronavirus kennen. Spekulieren und hoffen ist angesagt. Ak- tuelle Studien werden hinter- fragt, denn was älter als wenige Monate ist, stimmt bereits nicht mehr. Die Verbreitung des Coronavirus konnte hierzulande zwar gebremst werden, doch wie es weitergeht ist neuerdings wieder völlig of- fen. Laut Wüest Partner AG war der Preis für die Eindämmung eine deutliche Einschränkung der Wirt- schaftsleistung, sodass die Schweiz sich mittlerweile in einer Rezession befindet. Auch wenn fast alle Res- triktionen bereits früher als vieler- orts angenommen wieder aufge- hoben wurden und sich die hiesige Wirtschaft bereits wieder erholt, dürften weitere herausfordernde Monate bevorstehen. Für den Im- mobilienmarkt bedeutet dies, dass die Nachfrage nach Flächen unter Druck bleibt. Bis jetzt gingen in der Schweiz schon mehr als 181 000 Arbeitsjahre zu 8,2 Std./Tag verlo- ren. Eine ungeheure Summe. Der dadurch entstandene Wertschöp- fungsverlust lässt sich auf mehr als 36 Milliarden Franken beziffern, so das Unternehmen. Wirtschaftsumfeld Laut Wüest Partner AG dürfte eine deutliche Erholung in der für die Schweiz so wichtigen Exportindust- rie noch einige Zeit auf sich warten lassen, da die Nachfrage aus be- deutenden Märkten wie den USA oder der Europäischen Union auch in den kommenden Monaten deut- lich tiefer ausfallen wird als noch Ende 2019. Summa summarum geht das Unter- nehmen davon aus, dass das Brut- toinlandprodukt im 2020 zwischen fünf und sechs Prozent unter den Wert des vergangenen Jahres zu liegen kommt. Für 2021 wird wie- der ein Anstieg der Wirtschafts- leistung erwartet, aber das Niveau von 2019 dürfte nächstes Jahr noch nicht wieder erreicht werden. Wel- che mittel- bis langfristigen Aus- wirkungen diese Krise haben soll, hängt grundsätzlich davon ab, wie lange die Pandemie die Schweizer Wirtschaft beeinträchtigt und wel- che Massnahmen die Politik ergrei- fen würde, falls die Ansteckungen mit dem Coronavirus erneut stark ansteigen sollten. Weitere Infek- tionswellen sind durchaus nicht un- realistisch, solange kein Impfstoff oder andere Mittel gegen die Ver- breitung von Covid-19 zur Verfü- gung stehen. Demzufolge könnte der Erholungsprozess der Schwei- zer Wirtschaft immer wieder ins Stocken geraten. Was bedeutet das für die Baubranche? Laut Medienmitteilung vom 20. Juli 2020 prognoszierte das Bundesamt für Statistik provisorisch die prozen- tuale Veränderung des Arbeitsvorra- tes der im Bau befindlichen Projekte (Stichtag 31.12.19) für das Folgejahr 2020 nach Art der Bauwerke und Art der Arbeiten im Hochbau mit einem Minus von 1,1 Prozent im Neubau und einem Minus von 8,9 Prozent im Bereich Umbau/Erweiterung. Investoren, Immobilienfirmen, aber auch Unternehmer in der Gebäude- technik sind ideenreich und muss- ten seit 1975 schon manch schwie- rige Situationen meistern. «Buy-to- let» für Privatanleger oder standar- disierte, modular nutzbare Gewer- beboxen in peripheren Lagen und den entsprechenden Umbauten/ Umnutzungen in Zentrumslagen sind beispielsweise Ideen und zu- gleich Chancen in der heutigen Zeit. Für das Jahr 2021 ist alles offen, Fle- xibilität der Unternehmensleitungen ist jedoch besonders gefragt. Fachmessen der Gebäudetechnik Die bekannten Fachmessen wie MCE in Mailand und Chillventa in Nürnberg sind auf 2022 verscho- ben. Die SHK Essen 2020 ist ab- gesagt, ein neuer Termin ist noch offen. Die Messe Frankfurt lässt keinen Zweifel daran, dass die ISH 2021 vom 22. bis 26. März 2021 stattfin- den wird. Aussteller können ihre An- meldung zwar noch bis September 2020 zurückziehen. Die Anmeldun- gen, auch von Schweizer Ausstel- lern, seien jedoch konstant. Die ISH wird regelmässig von knapp 4000 Fachleuten aus der Schweiz besucht. zurich@wuestpartner.com media@bfs.admin.ch ● Entwicklung Bau 2021 und Fachmessen Quick - View Aus GmbH wird eine AG Die ENERGY-SYSTEMS Peter Glanzmann AG vollzog die Um- wandlung der Geschäftsform von der GmbH zur AG. 3 Kühlen mit Wasser – komfortable Lösung! Das innovative HVM-System nutzt Wasser zum komfortab- len Kühlen und Heizen jeder Art von Raum. 5 Gewächshaus-Ventilatoren Gewächshäuser ermöglichen Ernten unabhängig von Jah- reszeiten. Pflanzen gedeihen jedoch nur, wenn die Luftzu- fuhr und -verteilung im Ge- wächshaus perfekt geregelt sind. 9 Zuverlässiger Schutz vor Viren im Umluftbetrieb In Zeiten der Pandemie sind die Luftfiltration und Hygiene be- sonders wichtig. 13 Entlastungshilfe bei Überkopf-Montagearbeiten Exoskelette können einen er- heblichen Beitrag zum Gesund- heitsschutz leisten. 15 www.lucoma.ch 3646 Einigen info@lucoma.ch Architektur ■ Hochbau ■ Planung ■ Technik ■ Baustoffe Nr. 3 ■ September 2020 ■ 85. Jahrgang ■ Die besten Seiten der Bautechnik ■ www.robe-verlag.ch Beton: Vorbereitungen der Staumauer-Betonierung am Kraftwerk Grimsel Schweizer BauJournal Energie: Abwärme aus der Brauerei Feldschlösschen Projekte: Neues Stadt- quartier Greencity Zürich Bitumen – ein innovativer Baustoff Geschätzte Leserinnen und Leser Bitumen bezeichnet ein sowohl natürlich vorkommen- des als auch durch Vakuumdestillation aus Erdöl gewon- nenes Gemisch von verschiedenen organischen Stoffen. Fälschlicherweise wird Bitumen noch immer mit Teer gleichgesetzt, das seit den 1970er-Jahren nicht mehr für den Strassenbau eingesetzt wird. Nach Beton ist Bitumen einer der modernsten und inno- vativsten Baustoffe unserer Zeit. Neben dem Strassen- bau kommt er auch allgemein im Tiefbau, im Flachdach- bau oder als Abdichtungsmittel zum Einsatz. Im Februar und März dieses Jahres gab es in der Oströhre des Lötschberg-Basis- tunnels (LBT) unerwartete Wassereintritte. Dies veranlasste die Bahngesell- schaft BLS zu einer gründlichen Ereignisanalyse, mit dem Ergebnis, dass man den entstandenen Schaden am Tunnel rasch beheben will. Um künftig Wasser- und Sandeintritte in den Lötschberg-Basistunnel zu ver- hindern, will die BLS den Tunnel so schnell wie möglich sanieren. An der Scha- denstelle baut sie eine Kaverne, in die das Wasser abfliessen und sich der Sand absetzen kann. Während der viermonatigen Bauzeit von Anfang September bis Mitte Dezember 2020 bleibt der Tunnel einspurig befahrbar. Neben Trockenperioden werden auch die Niederschlagsmengen im Sommer künftig eher zunehmen. Die Gefahr von Hochwasser oder auch Bergrutschen wird in der Schweiz mit der Klimaänderung steigen. Wir beleuchten in dieser Ausgabe in einem weiteren Schwerpunkt diese Themen anhand von aktuel- len Beispielen. Wir wünschen Ihnen eine anregende Lektüre. Fabian Schatzmann Redaktionsleiter InfrastrukturbauRobe Verlag AG Bollackerweg 2 • CH-5024 Küttigen Tel. +41 62 827 45 00 • Fax +41 62 827 45 01 info@robe-verlag.ch • Schalten Sie prominente Bannerwerbung – direkt unter dem Header-Bereich. • Vermitteln Sie Aktuelles und Spannendes über Ihre Firma, Produkte und Dienstleistungen. • Profitieren Sie von attraktiven Werbefeldern – in zwei unterschiedlichen Grössen – mit Vorzugsplatzierung im Info-Bereich. • Mit verlinkten Firmenlogos verschaffen Sie sich zusätzliche Aufmerksamkeit und neue Besucher auf Ihrer Homepage. Nutzen Sie unsere Webseite als Informations- und Werbe-Plattform! Blättern Sie sich jederzeit auch «online» durch unsere informativen Fachzeitschriften; wir wünschen viel Freude beim Lesen!INHALT 5 INT 3/2020 – Infrastrukturbau Infrastrukturbau STRASSENBAU 6 6 Chancen für Niedertemperaturasphalt: Wissenschaft und Praxis sind optimistisch 8 Fachbericht Eurobitume Schweiz: Höchste Recyclinganteile auf der Autobahn UMWELT 10 10 Kosten und Zeit sparende Fertigteil-Stützmauern zur Böschungssicherung: Beschleuniger im Strassenbau 14 Hochwasserschutz mit PVC Plane Water-Gate: Leicht, schnell, universell 16 Fachbericht Aeschlimann Hochwasserschutz AG: Weniger Schäden mit Hochwasserschutz 18 URETEK-Methode sichert den Flughafen Genf: Dauerhafte Lösungen durch Kunstharzinjektionen BAUMASCHINEN 22 22 Neue GIPOREC R 100 FDR GIGA bei MM Aufbereitung+Recycling AG in Ilanz: Raupenmobile Prallbrechanlage im Gebirgseinsatz 24 Der Zukunftsbahnhof Bern: Gefrierverfahren stabilisiert Lockergestein EVENTS 25 25 Swiss Tunnel Kongress und Kolloquium als Webinar abgewickelt: Fachtechnischer Erfahrungsaustausch für Tunnelbau 3 2020 INSERTIONSPLANUNG INFRASTRUKTURBAU 2020 Baumaschinen (Geräte, Krane, Fahrzeuge)Nr. 4 23.11.2020 26.10.2020 Ausgabe Erscheinung Druck- Themenschwerpunkte material Änderungen vorbehalten TUNNELBAU BAHN 28 28 Baumassnahmen im Lötschberg-Basistunnel der BLS, 1.Teil: Projekt für den weiteren Ausbau auf Doppelspur 30 Baumassnahmen im Lötschberg-Basistunnel, 2.Teil: Aufarbeitung des Schadenereignisses Wassereinbruch BAHNBAU 32 32 SBB-Strecke Zug – Arth-Goldau wird saniert: Doppelspurabschnitt am Ostufer des Zugersees KURZINFOS 35 35 News aus Tunnel und Infrastruktur KOMMUNALE INFRASTRUKTUR 36 36 Neubau Werkhof Moortal, Gränichen: Zweckmässig und nachhaltig BRANCHENSPIEGEL 38 38 Branchenspezialisten auf einen Blick und Inserentenverzeichnis Baumag, Luzern 21.–24.01.2021 16 28Infrastrukturbau – INT 3/2020 Niedertemperaturasphalt hat das Potenzial eine umwelt- freundliche und gleichzeitig leistungsfähige Alternative zum Heissasphalt zu werden, und das bei gleicher Qua- lität. Die Chancen stehen sehr gut. Die Wissenschaft und Verbände zeigen sich optimistisch, und das Interesse bei den Anwendern wächst. Die Produktion und Verarbeitung von Heissasphalt sind umstritten. Je nach Bin- demittel sind unterschiedliche Schadstoffe in verschiedenen Mengen enthalten – da- runter auch polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK). Grund genug für die Wissenschaft und Praxis nach Alter- nativen mit gleicher Qualität zu forschen. Die Empa (Eidgenössische Materialprü- fungs- und Forschungsanstalt) hat in ei- ner Studie nachgewiesen, dass der Nied- rigtemperaturasphalt, der oft auch als Warmasphalt bezeichnet wird, in Sachen Ökologie und beim Arbeitsklima enorme Vorteile gegenüber dem normalen Heiss- asphalt bietet. Vor allem die schädlichen Emissionen sind bei der Herstellung und beim Verlegen deutlich geringer. Die Wissenschaft belegt die Chancen Die Forschenden der schweizerischen Empa vergleichen in ihrer Studie ver- schiedene Arten von Warmasphalt mit normalem Heissasphalt. Hierfür wurden sowohl Bauarbeiter als auch Maschinen mit Messsystemen ausgerüstet, so dass man die Emissionen direkt auf der Bau- stelle erfassen konnte. Dann wurden nacheinander vier Warmasphaltarten und ein Heissasphalt auf einer zwei Kilometer langen Teststrecke verlegt. Zusätzlich wur- den noch Laborversuche durchgeführt, um die Kausalität nachzuweisen. Das Ergebnis war wenig überraschend: Die Warmas- phalte haben gegenüber dem regulären Heissasphalt insgesamt 90 % weniger Ge- samtpartikel ausgestossen, und es wurden 50 bis 70 % weniger flüchtige organische Kohlenwasserstoffe gemessen. Die For- scher zeigen aber auch, dass in beiden Fällen sämtliche Emissionswerte in einem zulässigen Toleranzbereich liegen, der für Arbeiter keine Gefahr darstellt. Zu ähnlichen Ergebnissen kamen auch Wis- senschaftler in Indien, die im Auftrag des «Bureau of Indian Standards» in New Delhi arbeiten. (Siehe auch: Interim guidelines for warm mix asphalt, Indian Roads Con- gress, New Delhi). Auch hier attestiert man dem Warm Mix Asphalt (WMA) bemerkens- werte Vorteile in Bezug auf Umwelt, Ma- terial und Finanzen gegenüber dem her- kömmlichen Hot Mix Asphalt (HMA), dem Heissasphalt. Das Urteil: Der Asphaltver- brauch, die Verlegetemperatur, und somit die CO 2 -Bilanz werden deutlich reduziert. Die Forschungsergebnisse, der Testauf- bau und -verlauf sind in dem folgenden Fachbuch nachzulesen: «Transportation Re search», erschienen im Springer Ver- lag. Das Kapitel trägt den Titel: «Warm Mix Asphalt – A Comprehensive Case Study». Die Praxis zeigt Interesse Die neuen Technologien, die aktuell zur Verfügung stehen, finden auch in der Pra- xis viel Beachtung und positive Resonanz. Viele Mischgutproduzenten empfehlen immer häufiger die Asphalt-Alternative, so nennt zum Beispiel der Schweizer Fach- verband Asphaltsuisse vor allem die Tem- peratursenkung als Vorteil, die zwischen 20 und 50 °C liegt. Erreicht wird dies durch ganz unterschiedliche Massnahmen. So werden beispielsweise viskositätsverän- derte Bindemittel verwendet oder organi- sche Zusätze eingesetzt. Auch der Einsatz von viskositätsveränderten mineralischen ■ Niedrigtemperaturasphalt: Die Wissenschaft und Verbände zeigen sich optimistisch, und das In- teresse bei den Anwendern wächst. (Bilder: asphaltsuisse) Chancen für Niedertemperaturasphalt Robert Schütz STRASSENBAU Wissenschaft und Praxis sind optimistisch 6INT 3/2020 – Infrastrukturbau STRASSENBAU 7 Zusätzen, Schaumbitumen-Heissmischgut oder das 2-Phasen-Verfahren sind denk- bar, um bei gleicher Qualität ein umwelt- freundliches Produkt herzustellen. Für den Einsatz von Niedertemperaturas- phalt spricht auch die erhebliche Reduzie- rung des Energieverbrauchs bei der Her- stellung. Zudem ist der Zeitraum im Jahr, in dem das Material verarbeitet werden kann, länger, denn die Einbausaison für Niedrigtemperaturasphalt erstreckt sich, je nach Witterung, auf das ganze Jahr. Auch die Technik wird geschont, denn bei nied- rigeren Mischtemperaturen werden die Mischanlagen weniger belastet, was so- wohl die Laufzeit als auch die Lebensdauer erhöht. Vor allem die Arbeiter und auch die Baustellenanwohner vor Ort, sind begeis- tert, dass sich die Hitze, die Dämpfe und die Geruchsbelästigung stark vermindern. So verwundert es nicht, dass das Interesse an diesem alternativen Verfahren ständig steigt. Laut Aussage des Schweizer Fach- verbandes Asphaltsuisse, wird die Anzahl der für 2020 geplanten EBT-Projekte be- reits zwischen 8 und 10 % liegen. Auch der Kanton Waadt hat sich auf Anregung des Staatsrats daher schnell freiwillig be- reit erklärt, die Tragschichten sowie Bin- derschichten, die bisher mit Heissasphalt hergestellt wurden, so weit wie möglich durch EBT (Warmmischasphalt) zu erset- zen. Im Kanton Waadt werden bereits überdurchschnittlich viele Strassenbau- projekte unter Verwendung von Nieder- temperaturasphalt umgesetzt. Optimismus, trotz geringer Erfahrung Es gibt auch Stimmen, welche die Euphorie wieder etwas bremsen. Christophe Rohr, Generaldirektion für Mobilität und Stras- sen, Abteilung Instandhaltung (DGMR), aus dem Kanton Waadt betont in einer Publi- kation des Fachverbandes «asphaltsuisse»: «Es wurden Versuche mit dem Einbau von EBT-Deckschichten durchgeführt, aber die Verdichtungsergebnisse waren noch nicht ganz zufriedenstellend. Für den Einsatz in Deckschichten sind noch weitere Tests durchzuführen». Auch eine weitreichende Prognose mag der Experte für Infrastruk- turbau nicht wagen und sagt im Hinblick auf Langzeiterfahrungen mit Verkehrswe- gen- und Flächen, die unter Niedertempe- raturasphalt gebaut wurden: «Das Feed- back (8 Jahre) reicht noch nicht aus, um das Verhalten im Laufe der Zeit zu bewerten. Es sei jedoch darauf hingewiesen, dass wir bisher keine grösseren Probleme hatten». Auf die Frage, ob sich Niedrigtempera- turasphalt genauso verarbeiten lässt wie Heissasphalt erklärt Rohr: «Nicht ganz. Bauunternehmen müssen beim Einsatz von Niedertemperaturasphalt eventuell Anpassungen bei ihren Verfahren vorneh- men ...». Dennoch kann man abschliessend behaupten: Ein gewisser Optimismus ist berechtigt. ■ ■ Die Studie aus Indien nachzulesen in: «Trans- portation Research», erschienen im Springer Ver- lag. Das Kapitel trägt den Titel: «Warm Mix Asphalt – A Comprehensive Case Study». Print ISBN: 978-981-329-041-9 / Electronic ISBN: 978-981-329-042-6 (Quelle: © Springer Verlag) ■ Anteil Niedertemperaturasphalt (%) im Kanton Waadt. (Grafiken: asphaltsuisse) ■ Anzahl der jährlichen Projekte mit EBT im Kanton Waadt. ■ Die Anzahl der für 2020 geplanten EBT-Projekte wird zwischen 8 und 10 % liegen.Infrastrukturbau – INT 3/2020 Die Schweizer Autobahn N2 ist die Nord-Süd-Strassen- verbindung von Basel bis nach Chiasso. Südlich wird gegenwärtig ein 4-spuriger Strassenabschnitt von 10 km Länge totalsaniert. Der vorhandene Strassenkoffer besteht aus Ausbruchmaterial vom Gotthardtun- nel und weist einen Anteil an Feinkörnung von über 8 % aus. Dadurch ist er nicht frost- resistent und muss behandelt werden. Der bestehende Asphaltaufbau genügt den heutigen Belastungen auch nicht mehr und muss verstärkt werden. Ziel des Bun- desamtes für Strassen ist, dass die gesamte Menge des Ausbauasphaltes in den neuen Asphaltschichten vor Ort wiederverwen- det werden kann. Stark befahrene Route Die nächste leistungsfähige Belagsaufbe- reitungsanlage liegt 70 km von der Bau- stelle entfernt und die Strassenverbindun- gen führen entweder über die Autobahn selbst oder über die Kantonsstrasse. Auf der Autobahn hat es im Sommer stets so viel Verkehrsaufkommen, dass tagsüber oft Staus entstehen und ein Durchkom- men für die Belagslieferung nicht gewähr- leistet ist. Die Kantonsstrasse führt mitten durch die im engen Leventinatal liegen- den Ortschaften – und diese Mengen Last- wagenfahrten können der Bevölkerung aus Lärm- und Sicherheitsgründen nicht zugemutet werden. Folgende Mengen Kies und Asphalt fallen auf diesem Autobahnteilstück an: • 155 000 t Kieskoffer, • 119 000 t Ausbauasphalt von der Bau- stelle, • 21 000 t Ausbauasphalt von anderen Baustellen, • 256 000 t Aufbereitung und Einbau von Asphaltbelägen. Dies ergibt total 25 000 Lastwagenfahrten, bei 70 km Wegstrecke zirka 2 000 000 km oder 50-mal um die Erde. Aus all diesen Gründen wurde eine Fläche direkt neben der Autobahn auf dem ehe- maligen Militärflugplatz für folgende In- stallationen bereitgestellt: • Asphaltbrechanlage, • Asphaltaufbereitungsanlage, • Kieswaschanlage mit Schlammpresse. Weiter wurde eine provisorische Ein- und Ausfahrt auf die Autobahn respektive Bau- stelle direkt neben diesem Installations- platz gebaut, damit die Transportwege direkt und kurz ausfallen. ■ Oben: Südlich des Gotthardtunnels wird gegen- wärtig ein 4-spuriger Strassenabschnitt von 10 km Länge totalsaniert. (Bilder: Eurobitume Schweiz) ■ Unten: Im Frühjahr 2018 wurde der Installa- tionsplatz erstellt, und am 20. August 2018 wurde mit der Montage der Anlagen begonnen. Fachbericht Eurobitume Schweiz Hans-Peter Beyeler* STRASSENBAU Höchste Recycling anteile auf der Autobahn 8INT 3/2020 – Infrastrukturbau STRASSENBAU 9 Weitere Informationen: Eurobitume Schweiz, Hans-Peter Beyeler Sonnhaldenstrasse 64, 3210 Kerzers Tel. 079 345 05 86, www.eurobitume.eu hans-peter.beyeler@eurobitume.eu * Der Autor Hans-Peter Beyeler ist Direktor von Eurobitume Schweiz. Die Bauarbeiten wurden inklusive dieser Installationen ausgeschrieben mit der Auflage, dass die nachstehend erwähn- ten Recyclinganteile für die Asphaltbelä- ge eingehalten werden können. Weiter dürfen die Anlagen nur für diese Baustelle Material herstellen und sie müssen nach Beendigung der Arbeiten wieder abge- baut und der Platz renaturiert werden. Hohe Recyclinganteile in Asphalt- belägen Der neue Asphaltbelagsaufbau besteht aus folgenden Schichten mit sehr hohen Recyclinganteilen: • 3 cm SDA 8-12 (Semidichter Walzasphalt) mit 0 % Ausbauasphalt, • 8 cm AC B 22 H (Binderschicht) mit 50 % Ausbauasphalt, • 8 cm AC T 22 H (Tragschicht) mit 50 % Aus- bauasphalt, • 11 cm AC F 22 (bitumengebundene Fun- dationsschicht) mit 90 % Ausbauasphalt, • 11 cm AC F 22 (bitumengebundene Fun- dationsschicht) mit 90 % Ausbauasphalt. Die Zielbitumen der einzelnen Recycling- beläge wurden wie folgt festgelegt und werden mit den folgenden Zugabebitu- men erreicht: • AC B und T 22 H : PmB 45/80-65, Zugabe- bitumen PmB 90/150-85, • AC F 22: B 30-55, Zugabebitumen 330/430, • in allen Fällen wird kein Verjüngungs- mittel eingesetzt. Im Frühjahr 2018 wurde der Installations- platz erstellt und am 20. August 2018 wur- de mit der Montage der Anlagen begon- nen. Die Belagsaufbereitungsanlage war nach 2 Monaten betriebsbereit und konnte im Mai 2019 nach der Freigabe der Typprü- fungen der Beläge die Baustelle beliefern. Das ganze Verfahren, von der Idee bis zur Realisierung dauerte über 7 Jahre. Die Be- willigungsverfahren für solche Anlagen sind derart kompliziert und benötigen enorm viel Zeit, insbesondere dann noch, wenn wie auch in diesem Fall, Einsprachen zu behandeln sind. Diese Baustelle zeigt, dass es möglich ist, sehr hohe Recyclinganteile in Asphaltbe- lägen mit hohen Qualitätsanforderungen zu verwenden, ohne dass Verjüngungs- mittel und Qualitätseinbussen hingenom- men werden müssen, und dass bituminös gebundene Fundationsschichten mit fast 100 %-Ausbausasphalt hergestellt werden können. ■ ■ Blick auf den Installationsplatz. Wibatec AG Neumühlestrasse 7 CH - 6102 Malters T: +41 (0)41 370 10 47 info@wibatec.ch :,%$7(&$* Bodentore(LQEULQJ³ɞQXQJHQ5:$$EGHFNXQJHQ Wibatec Schachtabdeckungen – Sonderlösungen für jeden BereichNext >