< PreviousInfrastrukturbau – INT 3/2020 Bei der Höhenfreimachung an der Weberkreuzung in Hepberg/Bayern ergab sich durch das Verwenden von Stützwänden aus Fertigteilen mit Natursteinvorsatz gegenüber Ortbeton nicht nur ein Zeitgewinn, sondern auch eine Kostenersparnis in Millionenhöhe auf einer Baustrecke von gerade einmal 321 Metern. Seit Juni 2018 und noch bis Sommer 2020 läuft die Massnahme, um einen Knoten- punkt zweier Staatsstrassen bei Ingolstadt zu entflechten. Wo zuvor das überdurch- schnittlich hohe Verkehrsaufkommen durch Ampeln geregelt wurde und regel- mässig durch Staus zum Erliegen kam, rollen nun die Fahrzeuge kreuzungsfrei an der Gemeinde Hepberg vorbei. Möglich ist das durch Absenken der Staatsstrasse St 2335 zwischen A9 und Audi-Werk um 6 m. Quer dazu entstand eine Brücke zur Überführung der Verbindung von Hepberg nach Lenting auf dem Niveau der beste- henden St 2229. Die ARGE Berger Bau & Richard Schulz als Auftragnehmer vergab die Hangstützkon- struktionen an glatthaar-technology aus Schramberg im Schwarzwald, Spezialist für Fertigteile mit Natursteinvorsatz. Die- se liessen sich flexibel, kurzfristig und ab- schnittsweise montieren, je nach Baufort- schritt und Verkehrsführung – «just in time» sozusagen. Natursteinvorsatz inklusive Heinz Necker, Inhaber des Ingenieurbüros Kronenbitter aus Horb a. N. hat massgeb- lichen Anteil am Erfolg der neuartigen Bauweise. Nach seinen Planungen wurde in zwei Werken gefertigt und vor Ort ge- baut. Die konventionelle Lösung in Ortbe- ton müsste dagegen, um qualitativ gleich- wertig zu sein, in einem Zuge hergestellt werden. Das würde den anderen Gewer- ken den Takt vorgeben, mehr Zeit kosten und wäre zudem abhängig von der Wit- terung. Die Ansichtsflächen, ursprünglich als strukturierte Sichtbeton-Oberflächen geplant, sind nun durch die Fertigteilbau- weise trotz deutlich geringerer Kosten mit edlem Naturstein belegt. Für die «Höhen- freimachung südlich Hepberg», so die of- fizielle Bezeichnung der Baustelle, wurde vom Staatlichen Bauamt Ingolstadt der regional typische Dolomit-Stein ausge- wählt. Er stammt aus den Stein- und Schot- terwerken Geiger und ist beständig gegen Frost und Tausalz. Im Prozess der Fertig- teil-Herstellung verband er sich unlösbar ■ Oben: Bei der Höhenfreimachung an der Weber kreuzung in Hepberg/Bayern ergab sich durch das Verwenden Naturstein-gebundener Stützwände aus Fertigteilen gegenüber Ortbeton eine Ein sparung in Millionenhöhe auf einer Bau- strecke von gerade einmal 321 Metern. (Bild: Staatliches Bauamt Ingolstadt) ■ Unten: Teilweise 3-reihige Böschungssiche- rung. Die vorgefertigten Mauerelemente wurden per Lkw geliefert und beim Anhängen an den Autokran zentimetergenau so justiert und in die Horizontale gebracht, dass sie beim Absetzen ex- akt und schnell auf dem vorbereiteten Fundament fixiert werden konnten. (Bild: Weinretter) Kosten und Zeit sparende Fertigteil-Stützmauern zur Böschungssicherung Klaus W. König* Beschleuniger im Strassenbau UMWELT 10INT 3/2020 – Infrastrukturbau UMWELT 11 mit Stahlbewehrung und Beton. Und die Produktion in den Fabrikhallen konnte bei jeder Witterung termingenau erfolgen. Das Fazit der Planer und Bauleiter aus In- golstadt: «Die Logistik rund um die Wand- herstellung funktionierte einwandfrei. Die Firmen Glatthaar aus Schramberg und Li- zenznehmer für Fertigteile Huber aus Rötz in der Oberpfalz lieferten die Fertigteile mit entsprechendem Vorlauf zum Aufstell- termin. Auch die Montage selbst war prob- lemlos und wurde von glatthaar-techno- logy begleitet». Einsparung gegenüber Regelpreis 45 % Die letzten der insgesamt 150 Stützwän- de wurden Ende 2019 im südlichen Bau- abschnitt montiert. Die für die komplette Strassenbaumassnahme verantwortliche Baurätin Elena Merk stellte fest: «Die Qua- lität der Wandelemente, die auch optisch überzeugen, ist sehr gut. Sowohl unsere Mitarbeiter als auch Anwohner haben dem Staatlichen Bauamt durchweg positive Rückmeldungen gegeben». Zu den Kosten, die laut Regelpreis des Bayerischen Staats- ministeriums für Wohnen, Bau und Verkehr für vergleichbare Stützwände herkömm- licher Bauart 2750 Euro pro m2 Ansichts- fläche betragen, nannte Merk hier 1500 Euro, also eine Einsparung von rund 45 %. Die Regelpreise dienen als Hilfestellung für die Kostenschätzung im Zuge der Pla- nung. Sie werden aus durchschnittlichen Massnahmen in Bayern regelmässig er- mittelt und veröffentlicht. Umgerechnet auf die nach Fertigstellung vorhandenen 2320 m2 Sichtfläche mit Naturstein beträgt die Kostenersparnis rund 2,9 Mio. Euro – und dies bei schnellerem Bauverlauf, einem weiteren Vorteil in Bezug auf die Dauer der behelfsmässigen Verkehrsfüh- rung und die Belastung der Anwohner. Logistik und Bauweise Zeitgleich mit der Herstellung der Wand- elemente in den beiden Werken der Her- steller liess der Generalunternehmer vor Ort das Fundament vorbereiten. Das Ver- fahren hierzu ist wie die Fertigung der Wände patentiert. Es gewährleistet eine zügige und vor allem exakte Montage der Fertigteile. Zunächst wurde bei der unte- ren Stützwandreihe in frostfreier Tiefe mit 14 cm starken Betonfertigteilen die hin- tere Seite der 10 cm hohen Sauberkeits- schicht und des späteren Fundaments als verlorene Schalung abgestellt. An den üb- rigen Seiten kam konventionelle Schalung zum Einsatz. Die Anschlussbewehrung der Wandelemente ist im so entstandenen Fundamentkasten nach statischen und konstruktiven Erfordernissen durch Beton- stahlbügel ergänzt worden. Und leicht er- haben in die Zwischenräume der Beweh- rung gesetzt, dienten je zwei Betonblöcke als Auflager für die später gelieferten Stützwände. Im 30-Minuten-Takt brachten Tieflader die mit Naturstein gebundenen Elemen- te zum Versetzen. Auf Innenlader-Palet- ten stehend, vom Lkw vor dem Autokran abgesetzt, wurde beim Anhängen jedes Fertigteil zentimetergenau so justiert und in die Horizontale gebracht, dass es beim Absetzen exakt und schnell auf der Vor- derkante des vorbereiteten Fundaments fixiert werden konnte. Danach folgte das Verbinden der Anschlussbewehrung der Wandelemente mit der Fundament-Be- wehrung und abschliessend das Füllen des Fundamentkastens mit Ortbeton. Die Auf- last der nachträglichen Arbeitsraum-Ver- füllung über dem Fundament garantiert die dauerhafte Standfestigkeit der so vor Ort entstandenen Winkelstützwände. Überwachung und Unterhalt Nach Auskunft der verantwortlichen Pro- jektleiterin Elena Merk vom Staatlichen Bauamt Ingolstadt gibt es als Alternative zu Ortbeton bei der Böschungssicherung im Strassenbau eine weitere Technik mit ■ Lieferung der Fertigteile auf Innenlader-Paletten. Die Anschlussbewehrung an der Unterseite der Stütz wandelemente wird mit der Bewehrung im vorgefertigten Fundament vergossen. (Bild: Glatthaar) ■ Teilweise 2-reihige Böschungssicherung, bei der eine Rückverankerung nicht erforderlich ist. Umge- rechnet auf die nach Fertigstellung vorhandenen 2320 m2 Sichtfläche mit Dolomit-Naturstein liegt der geschätzte Kostenvorteil, basierend auf Regelpreisen, bei rund 2,9 Mio. Euro – und dies bei schnellerem Bauverlauf. (Bilder: König)Infrastrukturbau – INT 3/2020 UMWELT 12 vorgefertigten Elementen: Die Gabio- nen (Drahtgitterkörbe mit Steinfüllung). «Im Vergleich zur gewählten Lösung der Betonfertigteile mit Natursteinvorsatz ist bei Gabionen der Aufwand für Überwa- chung und Unterhalt deutlich höher», stellt sie fest. «Nach RI-EBW-PRÜF zählen Gabionen zu den Bauwerken mit konstruktiven Beson- derheiten und unterliegen damit einer besonderen Prüfpflicht gemäss jeweili- gem Prüfhandbuch». Das heisst konkret, dass für jedes Gabionen-Bauwerk ein Prüfhandbuch anzufertigen ist, in dem der dafür nötige Prüfzyklus definiert wird. In der Verantwortung des Staatsbauamtes In- golstadt gibt es Gabionen, die jährlich, und solche, die in grösseren Abständen geprüft werden. Zur üblichen Bewertung hinsichtlich der Standsicherheit, Verkehrssicherheit und Dauerhaftigkeit kommen bei Gabionen laut Merk noch regelmässige Deformati- onsvermessungen hinzu. Nach ihrer Ein- schätzung wären für den laufenden Unter- halt und die Überwachung einer solchen Alternative über viele Jahrzehnte deutlich höhere Kosten als beim gewählten System der Winkelstützwände anzusetzen. Nach der Ablösungsbeträge-Berechnungsver- ordnung (ABBV) beträgt die theoretische Nutzungsdauer der Drahtgitterkörbe mit Steinfüllung 50 Jahre, diejenige der Stütz- bauwerke aus Beton/Stahlbeton hingegen mit 110 Jahren mehr als das Doppelte. ■ *Autor Dipl.-Ing. Klaus W. König lebt in Überlingen am Bodensee. Er ist Fachjournalist und Buchautor sowie von der Industrie- und Handelskammer Bo- densee-Oberschwaben öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für die Bewirtschaf- tung und Nutzung von Regenwasser. Schwerpunk- te seiner Arbeit sind Vorträge und Veröffentlichun- gen über Kosten sparende und Umwelt schonende Bautechnik. www.klauswkoenig.com Daten Stützbauwerk Böschungs- sicherung Objekt: Höhenfreimachung südlich Hepberg, Entflechtung Staatsstrassen St 2335 und St 2229 Vorhabenträger: Freistaat Bayern, vertreten durch das Staatliche Bauamt Ingolstadt Generalunternehmer: ARGE Berger Bau SE, Passau & Richard Schulz Tiefbau GmbH & Co. KG, Neuburg/Donau Montage, Fundamente: Berger Bau SE, Passau Natursteinlieferung: H. Geiger GmbH Stein- und Schotterwerke, Kinding/Pfraundorf Hersteller Stützwände: glatthaar-technology gmbh & co. kg., Schramberg, und GEORG HUBER. Inh. Josef Rappl GmbH & Co. KG, Rötz Planung, Statik: Ingenieurbüro Kronenbitter, Inh. Heinz Necker, Horb a. N. Fertigstellung: Ende 2019 Baustrecke mit Stützwänden: 321 m in 1–3 Etagen Anzahl und Höhe der Wände: 150 Stück, Höhe bis 3,70 m Gesamtlänge aller Wände: 866 m Ansichtsfläche aller Wände: 2660 m 2 Fläche mit Dolomit-Naturstein: 2320 m2 Beton für Wände und Fundamente: 2400 m3 Betonstahl für Wände und Fundamente: 240 t Vorteile Naturstein-gebundener Fertigteil-Stützwände • Ästhetische Eigenschaften des Natursteins und Sicherheit des Stahlbetons werden kombiniert. • Massgenauigkeit und Qualitätssicherung der Fertigteile sind durch kontinuierliche Kontrolle und Fremdüberwachung im Werk besser als bei herkömmlichen Herstel- lungsverfahren vor Ort. • Fertigteil-Stützmauern sind bis zu 50 % kos- tengünstiger als herkömmliche Lösungen in Ortbeton. • Vorfertigung und Montageverfahren sen- ken die Bauzeit um bis zu 80 %. • Belastung der Anlieger und Beeinträchti- gung des Strassenverkehrs verkürzen sich, öffentliche Mittel für Umleitung und Bau- stelleneinrichtung werden gespart. • Im Vergleich zu Gabionen, einer Alternative bei Lösungen mit vorgefertigten Elemen- ten, ist der Aufwand für Überwachung und Unterhalt deutlich geringer – und das über viele Jahrzehnte. ■ Die Anschlussbewehrung der Wandelemente ist im Fundamentkasten nach statischen und kon- struktiven Erfordernissen durch Betonstahlbügel ergänzt worden. (Bild: Berger/Brunner) ■ 2- und 3-reihige Böschungssicherung aus ins- gesamt 150 Fertigteilen, bei der eine Rückveran- kerung nicht erforderlich ist. Durch den hohen Vorfertigungsgrad ergab sich neben Einsparun- gen ein schnellerer Baufortschritt, als bei her- kömmlicher Bauweise in Ortbeton – für die Bau- herrschaft das entscheidende Kriterium. (Zeichnung: Kronenbitter/Necker)INT 3/2020 – Infrastrukturbau 13 CANOPY System SC-500 DIE SELBSTREINIGENDE STEINSCHLAGBARRIERE www.geobrugg.com/canopy Geobrugg AG | CH-8590 Romanshorn | www.geobrugg.com Mit der innovativen Technologie auf der Basis betongebun dener Fertigteile sorgt glatthaar STARWALLS ® für ein Maximum an 8HMSJQQNLPJNY*Kܪ_NJS_ZSI<NWYXHMFKYQNHMPJNY – und ist damit der perfekte Partner für kommunale Bauvorhaben. DIE SCHNELLSTE WAND DER WELT! WIRTSCHAFTLICHER • bis zu 30% geringere Gesamtkosten SCHNELLER • bis zu 80% kürzere Bauphase EFFIZIENTER • deutlich weniger Verkehrsbelastung _ѓB. HANGSICHERUNG, HOCHWASSERSCHUTZ, BRÜCKENBAU WWW.GLATTHAAR-STARWALLS.DEInfrastrukturbau – INT 3/2020 UMWELT 14 Weitere Informationen: Hochwasserschutz.ch, Ruedi Jungen Horlauenenweg 3, 3714 Frutigen Tel. 079 515 09 50, www.hochwasser-schutz.ch info@hochwasser-schutz.ch Hochwasserschutz mit PVC Plane Water-Gate Nach einem starken Hagelwetter in der Gemeinde Kan- dersteg 1200 m ü. M. vom 16. August 2020 über dem Berggebiet «Birre» löste sich ein grosser Murgang mit Wasser und Steinen und verschüttete Häuser, füllte das Bachbett komplett auf und überschwemmte weitere Ge- bäude und Garagen mit Schlamm und Wasser, so dass mit schweren Maschinen geräumt werden musste. Leicht, schnell, universell Bei den Aufräumungsarbeiten wurde es nötig, das immer noch viele Wasser um- zuleiten, um das Bachbett von Schutt zu befreien und wieder herzustellen. Der Bagger Unternehmer Mario Rebmann aus Kandergrund (BE) erinnerte sich an ein Gespräch mit Ruedi Jungen und an die Water-Gate Wassersperre. Er verlangte eine schnelle, einfache, leichte Lösung, um das Wasser aufzufangen und in ein Rohr zu verlegen, so dass der Arbeitsbereich tro- cken gelegt werden konnte. Eine Water-Gate Wassersperre (Bild oben: Hier noch ein rotes Vorgänger-Modell) konnte in wenigen Minuten im Bergbach eingesetzt werden und das Wasser in 2 Rohren abgeleitet werden. Die Baustelle bleibt trocken und das Bachbett kann mit Maschinen wieder gereinigt und sauber hergerichtet und instand gestellt werden. Infrastrukturbau hat an den Baggerunter- nehmer Mario Rebmann aus Kandergrund ein paar Fragen stellen können: Warum setzten Sie hier auf eine mobile PVC-Wassersperre von der Firma hochwas- ser-schutz.ch? Ruedi Jungen zeigte mir einige Bilder von bereits ausgeführten Baustellen und das hat mich von der Tauglichkeit des Systems sofort überzeugt. Zudem war der Einsatz am steilen Berg erschwert und das Materi- al war einfach und leicht zu transportieren. Wie war der Einbau der Water-Gate Wasser- sperre bei dem vielen Wasser im Bergbach noch möglich? Wir bauten zuerst mit einigen Steinen ei- ne etwas flachere Stelle im rutschigen und steilen Wasserlauf. Danach wurden zu- sammen mit Ruedi Jungen 2 Abflussrohre eingelegt und mit wenigen Sandsäcken am Grund abgedichtet. Das Einsetzen der PVC Plane Sperre Water-Gate dauerte da- nach nur noch wenige Minuten und schon war das Wasser gefasst und aufgestaut und floss durch die 2 vorbereitete Rohre weg. Das ganze System wurde lediglich mit ei- nigen Steinen belastet, den Rest machte das Wasser selber durch das Eigengewicht auf der PVC-Plane. Würden sie das System Water-Gate Wasser- sperren weiterhin verwenden und weiter- empfehlen? Ja sicher, speziell wenn es schnell und ein- fach gehen muss. Hier am Berg, wo alles Material nur schwer vor Ort zu bringen ist, kann diese Water-Gate PVC-Wassersperre viele Sandsäcke ersetzen und ist leichter zu transportieren und mit wenig Personal viel schneller verlegt. Vielen Dank für das Gespräch! ■ pd/FS ■ Zu den Bildern: Impressionen von den Auf- räumarbeiten in Kandersteg nach einem Gewitter. (Bilder: hochwasser-schutz.ch)URETEK Schweiz AG 6052 Hergiswil Tel. 041 676 00 80 www.uretek.ch - uretek@uretek.ch Setzungen? URETEK bietet Heben und Unter pressen mit Kunstharz- Injektionen von: • Asphaltstrassen • Betonfahrbahnplatten • Strassen-Stützmauern • Brückenpfeilern eine dauerhafte Lösung Bewehrungsstahl für Ihre Baustelle erhalten Sie im SABAG Stahlcenter Biel/Bienne und bei Matériaux SABAG in Delémont. sabag.chInfrastrukturbau – INT 3/2020 Das Hochwasserrisiko in der Schweiz ist beträchtlich und wird mit der Klimaänderung noch erhöht. Die Niederschlagsmengen im Sommer werden zunehmen. Gemäss den Klimaszenarien des Bundes wird der Jahrhundertniederschlag im Jahr 2060 gar um rund 20 % mehr Regen mit sich bringen als heute. Damit wird auch das Hochwasserrisiko in der Schweiz stark zunehmen. Dieser Effekt wird noch verstärkt durch die zunehmende Versiegelung der Land- flächen durch Überbauungen, Verkehrs- wege und Plätze, welche das Versickern des Oberflächenwassers behindern oder gar verhindern. Prävention wichtig Hochwasserschäden lassen sich ver- mindern oder sogar verhindern durch vorsorgliche Vorkehrungen, präventive wasserbauliche Massnahmen am Gewäs- ser mit Überflutungsräumen und Notfall- massnahmen. Hierzu gehört ein umfas- sendes Hochwassermanagement. Durch die Erkennung des Gefahrenpotenzials, die fundierte Beurteilung der Gefahr, das rechtzeitige Treffen von vorbeugenden Massnahmen und das rasche Reagieren im Notfall sind die Voraussetzungen für einen effektiven Hochwasserschutz gegeben. Der Objektschutz ist ein wichtiger Pfeiler der Hochwasser-Vorsorge. In den letzten Jahrzehnten wurden hierzu einige Kon- zepte entworfen und technische Mass- nahmen entwickelt, die einen wichtigen Beitrag zur Schadensminderung liefern. Die Schweiz ist vorbildlich organisiert und verfügt über entsprechende Gefahrenkar- ten für weite Teilgebiete der Schweiz. Auf Stufe Gemeinden sind diese vorhanden. Unter der Suchfunktion «Gefahrenkarte» sind auch im Internet viele Karten online zu finden (z.B. Kanton Aargau: https:// www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/?con- fig=agis_geoportal_fs.json&thema=216). Vollständiger Schutz ist nicht realistisch Naturereignisse wie Hochwasser halten sich an keine Grenzen. Dies haben einmal mehr die Hochwasserereignisse aus dem Jahre 2017 und der letzten Jahre belegt. Auch wenn ein vollständiger Schutz vor solchen Naturgefahren nie gewährleistet werden kann, gibt es Möglichkeiten sich zu schüt- zen. Die Analyse der Hochwasserereignisse der letzten 10 Jahre hat aufgezeigt, dass mit geeigneten Objektschutzmassnahmen Schäden wesentlich verringert werden. Grundlagen bilden die Gefahrenkarten. Sie zeigen auf, mit welchen Massnahmen der Schutz von Mensch und Infrastrukturen ge- währleistet werden kann. Als Objektschutzmassnahmen werden Vorkehrungen bezeichnet, die direkt vor Ort getroffen werden, um sich vor dem Eindringen von Wasser zu schützen. Die eingesetzten Massnahmen müssen in Koordination mit den vorhandenen Was- serabflussmöglichkeiten abgestimmt sein. Die maximale Schutzhöhe wird nicht nur aufgrund der vorhandenen Gefahrenkar- ten, basierend auf HQ 100 / HQ 300, er- mittelt, sondern es sind auch die örtlichen Gegebenheiten zu berücksichtigen. Das Hochwasser in der Region Zofingen (8. Juli 2017) hat gezeigt, dass sich infolge unüb- lich starker Regenfälle auch Überschwem- mungsschäden in den Gebieten zeigten, welche die Gefahrenkarten nicht erfasst hatten. Schutzmassnahmen/Systeme Permanente Installationen: Erddämme, Mauern, fest installierte Barrikaden usw., welche abgestimmt auf die maximale Überschwemmungsmenge HQ 100 / HQ 300 erstellt werden. Mobiler Hochwasserschutz: Schutzeinrich- tungen, die angepasst sind auf die Ob- jektspezifikationen und vor Ort eingela- gert sind, um im Bedarfsfall rasch aktiviert werden zu können. Beispiele: AE-AMARI Dammbalkensystem Alumini- umbretter speziell geeignet für Garagen- einfahrten, Eingänge, Türen und Fenster für Anstauhöhen von 20 cm bis 2,40 m. Automatisches Klappschott energieun- abhängig geeignet für Eingänge und Ga- rageneinfahrten für Anstauhöhen 40, 80, 120 cm. Mobildeich Schlauchsystem (mobiles Schlauchsystem) Zwillingsschläuche mit ■ Hochwasserschäden lassen sich vermindern oder sogar verhindern durch vorsorgliche Vorkeh- rungen, präventive wasserbauliche Massnahmen am Gewässer. (Bild: Tom Zünd Photography) Fachbericht Aeschlimann Hochwasserschutz AG Heinz Aeschlimann* Weniger Schäden mit Hochwasserschutz UMWELT 16INT 3/2020 – Infrastrukturbau UMWELT 17 Weitere Informationen: Aeschlimann Hochwasserschutz AG Weierweg 3, 4915 St. Urban LU Tel. 062 768 70 00, Fax 062 768 70 05 www.aehws.ch, info@aehws.ch *Der Autor ist Verwaltungsratspräsident und CEO bei Aeschlimann Hochwasserschutz AG. Netzummantelung für Anstauhöhen von 50 cm bis 2,60 m. XI Betonklappelemente werden im Nor- malfall als Gehweg genutzt und bei Hoch- wasser aufgeklappt. Gewähren einen Schutz für Anstauhöhen bis 2,0 m. Easy Barrier aus Kunststoffrecyclingmate- rial hergestellte Sperrwinkel, kostengüns- tig, geeignet für geringe Anstauhöhen bis 15 cm. KS 150 Schutzelemente aus Kunststoff werden nach Verlegung mit Wasser ge- füllt. Geeignet für Anstauhöhen bis 60 cm. Wann immer möglich sollten permanen- te oder sich selbst aktivierende Schutz- vorkehrungen vorgesehen werden. Für die mobilen Schutzvorkehrungen emp- fiehlt es sich einen Fachspezialisten zu- zuziehen, der die Vor- und Nachteile der einzelnen mobilen Schutzsysteme ad- aptiert auf die objektspezifischen Mass- nahmen, kennt und das entsprechende Hochwasserschutz-Engineering bieten kann. ■ ■ Rechts: Das Schutzsystem AE-KS 150 revolutio- niert den Hochwasserschutz. Kern der Lösung sind mit Wasser gefüllte Kunststoffelemente, die sich zu einem sicheren Schutzdamm ausbauen lassen. (Bilder: Aeschlimann Hochwasserschutz AG) ■ Unten links: AE-X1 Schutzsysteme bis 2,2 m. Der multifunk tionale, kostengünstige Dammersatz oder Damm aufbau lässt sich in Gehwege oder Ver- kehrswege integrieren. ■ Unten rechts: AE-Klappschott 800. Eine Wasser- barriere, die sich automatisch und ohne Elektro- energie aktiviert. Der Staupegel richtet sich nach der Höhe des Hochwassers.Infrastrukturbau – INT 3/2020 Werden Strassen auf Aufschüttungsmaterial oder auf zu wenig tragfähigem Fundamentuntergrund gebaut, kann es zu Setzungen der Strassen und zu Rissen im Asphalt kommen. Mit Hilfe des URETEK Deep Injections® Ver- fahrens können der geschwächte Stras- senuntergrund stabilisiert und weitere Setzungen des Fundamentuntergrundes gestoppt werden. Auch Fahrbahnplatten aus Beton können mit dem URETEK Floor Lift® Verfahren unterpresst und angeho- ben werden. Der ursprünglich in einem Sumpfgebiet er- richtete Flughafen Genf wurde auf einem geologisch nicht gefestigten Untergrund erbaut. Da die zwischen 0,30 m und 0,80 m starken Betonplatten mit zunehmendem Luftverkehr immer stärker beansprucht werden, bilden sich mit der Zeit Hohlräu- me unter den Platten. In der Folge kommt es zu Verkippungen, und es entstehen Ris- se in den Platten. Die URETEK Schweiz AG arbeitet seit vielen Jahren am Standort des AIG, um die vom Betriebsdienst des internationalen Flug- hafens Genf entdeckten Schäden zu besei- tigen. Um die Betonflächen zu stabilisieren werden im Abstand von 1,5 m Bohrungen mit 12 mm Durchmesser vorgenommen. Dann werden die Hohlräume zwischen den Betonplatten und der Kofferung mit URETEK-Expansionsharz verfüllt und ver- presst. Dadurch wird in tieferliegenden Schichten der Untergrund verfestigt. Bei Bedarf werden die Betonplatten erhöht und mit Hilfe eines Instruments für die Lasernivellierung mit einer Präzision von einem halben Millimeter auf die richtige Höhe gebracht. Diese Arbeiten werden zum grössten Teil während der nächtlichen Flugpause durchgeführt. URETEK ist in der Lage, wäh- rend einer Nacht oder eines Tages eine 150 bis 200 m 2 grosse Fläche zu bearbei- ten. Die behandelten Betonflächen kön- nen sofort nach dem Herausnehmen der Injektionsröhren wieder benutzt werden. Die Methode stützt sich auf eine moderne Technologie und ein leistungsfähiges und langlebiges Material. Die Vorgehensweise ist einfach, eignet sich hervorragend zur Stabilisierung und Hebung von Betonflä- ■ Oben: Kunstharzinjektionen am Flughafen Genf. (Bilder: URETEK) ■ Unten: MicroAnchors by URETEK. URETEK-Methode sichert den Flughafen Genf UMWELT Dauerhafte Lösungen durch Kunstharzinjektionen 18INT 3/2020 – Infrastrukturbau UMWELT Weitere Informationen: URETEK Schweiz AG Wylstrasse 8, 6052 Hergiswil Tel. 041 676 00 80 www.uretek.ch, uretek@uretek.ch chen und ist zudem kostengünstig und schnell. Diese sehr effiziente Technologie von URETEK hat sich über 22 Jahre hin- weg bewährt und bewiesen, dass sie die Lebensdauer von Betonbelägen deutlich erhöhen kann. Schwankungen der Fahrbahn- platten behoben Auch auf der Autobahn N1 kommt es aufgrund des generell steigenden Ver- kehrsaufkommens, des zunehmenden Schwerverkehrs zu Schäden bei den Fahr- bahnplatten. Die Fugenbereiche der Be- tonplatten schwanken bei der Befahrung durch Schwerverkehr wodurch teilweise Risse entstehen können. Die verkippten Beton-Fahrbahnplatten auf der N1 messen zirka 4 m x 5 m und sind zirka 22 cm stark. Darüber liegt ein Asphalt-Belag von rund 4 cm, darunter eine Kofferung. Die Schä- den auf einer Fläche von 400 m 2 konnten durch die URETEK in 2 Tagen behoben werden, indem die Hohlräume unter den Platten verfüllt und die Fahrbahnplatten stabilisiert wurden. Mikroanker in Kombination mit expandierendem Kunstharz Das neue, von URETEK entwickelte und patentierte Verfahren MicroAnchors by URETEK® kombiniert innovative Mikroan- ker mit expandierenden Kunstharz-Injek- tionen, um Mauerwerk und Fundamente zu verankern und um Baustrukturen zu konsolidieren. Das Verfahren wurde von URETEK entwi- ckelt, um bei Problemen mit horizonta- lem Erddruck eine Lösung anzubieten. Die Technik basiert auf einer Reihe von Mik- roankern, die in einem gleichmässigen Raster mit dem Stützbauwerk verankert werden, um Verschiebungen und Verfor- mungen des Bauwerks zu verhindern. Der Mikroanker wird vor allem bei Stütz- mauern, Baustellen, Unterführungen, Tunnels usw. eingesetzt und kann zur ho- rizontalen oder vertikalen Verankerung ■ Kunstharzinjektionen Brünnen-Kerzers. und Konsolidierung von Bau-Strukturen verwendet werden. Die MicroAnchors by URETEK® sind einzigar- tig in ihrer Konstruktion und Anwendung. Sie können von einer Person installiert werden. Die Bohrungen erfolgen mittels Handbohrmaschinen, die Arbeiten benö- tigen wenig Arbeitsraum und erfordern keine Baustelle. ■ 19 Horlauenenweg 3 | CH-3714 Frutigen info@hochwasser-schutz.ch +41 33 671 30 88 | +41 79 515 09 50 Mit der gelben original Wassersperre ... ... Schützen ... (\ɈHUNLU ... (\MZ[H\LU ... Ableiten und trocken Arbeiten Die Wassersperre für innovative Hilfskräfte! Leicht, schnell, universell - Water-Gate! ... Seit 15 Jahren in der Schweiz im EinsatzNext >