Nr. 2 ■ Juni 2020 ■ 85. Jahrgang ■ Die besten Seiten der Tiefbautechnik ■ www.robe-verlag.ch Brenner: Baufortschritte im 230 km langen Tunnel- und Stollennetz ARA Kloten: Bauarbeiten laufen nach Plan Tunnelbau ■ Tiefbau ■ Infrastruktur ■ Strassen ■ Brücken ■ Schienen Infrastrukturbau Schweizer BauJournal Infrawatt: Förderung von Energiepotenzialenturmkrane.ch LEISTUNGS- STARK UND SCHWINDEL- FREI.EDITORIAL 3 INT 2/2020 – Infrastrukturbau Impressum Herausgeber / Verlag / Abos / Inserate: Robe Verlag AG, 5024 Küttigen Tel. 062 827 45 00 www.robe-verlag.ch Verlagsleitung: Herbert Schatzmann Verkauf: Wincons AG, Fischingerstrasse 66 Postfach, 8370 Sirnach Tel. 071 969 60 30 info@wincons.ch, www.wincons.ch Redaktionsadresse: Robe Verlag AG, Bollackerweg 2 5024 Küttigen, Tel. 062 827 45 00 Fabian Schatzmann, Redaktionsleiter redaktion@robe-verlag.ch Redaktionelle Mitarbeit in dieser Ausgabe: Fabian Schatzmann, Curt M. Mayer, Gunther Brux, Willi Wenger, Robert Schütz, Hans-Peter Christ Layout/Prepress: Raffael Meier, Heinz Bächinger Druck: AVD Goldach AG, CH-9403 Goldach Erscheinungsweise, Abonnemente: 4 Hefte pro Jahr als Special zum Schweizer BauJournal Hinweise: Mit der Annahme von Beiträgen durch die Redaktion und der Honorierung des Autors erwirbt der Verlag das Copyright und die Rechte zur Herausgabe von Se- paratdrucken. Für Manuskripte, Daten- träger, Bilder, die dem Verlag oder der Redaktion zugestellt werden, wird keine Haftung übernommen. Schadenersatz für fehlerhafte, unvollständige oder nicht erschienene Fachbeiträge und An- zeigen ist ausgeschlossen. Die Zeitschrift und ihr gesamter Inhalt sind urheber- rechtlich geschützt. Jede Verwertung, auch für elektronische Medien, bedarf der Zustimmung des Verlages. Die Plat- zierung der Anzeigen im Umfeld von Fachberichten erfolgt auf Wunsch der entsprechenden Firmen. Daraus lassen sich keine weiteren vertraglichen Bin- dungen sowie rechtliche Verpflichtun- gen zwischen Inserenten und Bauherr- schaft, Architekten, Total- und General- unternehmungen sowie Verlag ableiten. ISSN 2504-1673 Im Robe Verlag erscheinen auch: Märkte ■ Trends ■ Bewirtschaftung ■ Objekte Nr. 1 ■ März 2020 ■ 85. Jahrgang ■ Sonderausgabe zu Schweizer BauJournal ■ www.robe-verlag.ch Bülach: Bülachgussareal – Naturnah Arbeiten, Wohnen und Geniessen Kemptthal: Geglückte Revitalisierung Zürich: Neubau Schulanlage Pfingstweid Immobilien im BlickPunkt Nr. 2/2020 ■ 24. Jahrgang ■ Gebäudetechnik – aktuell, kompetent, informativ ■ www.robe-verlag.ch Seewasser als Energiequelle Förderung E-Mobilität Vom Abfallprodukt zum Energieträger Sanitäre Hebeanlagen GEBÄUDETECHNIK Integrale Fachzeitschrift für Planung, Installation, Instandhaltung in Gebäude und Industrie GEBÄUDETECHNIK Kostenloser Fach-Newsletter für die Gebäudetechnik-Branche Nr. 2 • April 2020 Quick - View (*AF) Im Juni 2013 wurde die «Konferenz der Gebäudetech- nik-Verbände» (KGTV) gegrün- det. Seither hat der Dachverband einige erfolgreiche Anstrengun- gen unternommen, um auf die Energiestrategie des Bundes und die Gesetzgebung Einfluss zu nehmen. Im September 2012 lag der Entwurf der Energiestrategie 2050 zur Ver- nehmlassung vor. Die Unterlagen umfassten 2500 Seiten. Die Stel- lungnahme musste bis Januar 2013 abgeliefert werden. Diese für die Schweiz bedeutsame «Strategie» beinhaltete 50 Massnahmen – eini- ge von grosser Bedeutung für die Gebäudetechnik. Es stellte sich die Frage, welche der 2500 Seiten für die Branche relevant sind. Effizientes Vorgehen war vonnöten. Wer ist die Gebäudetechnik? Viele einzelne Vereine und Verbän- de. Mit jedem Einzelnen kann die Politik nicht kommunizieren. Des- halb organisierte die Berufsgruppe Technik und die Fachge-sellschaft für Energie und Haustechnik des Schweizerischen Ingenieur- und Ar- chi-tektenvereins (SIA) zusammen mit dem Fachverband Komfortrege- lung (FKR) im Dezember 2012 eine Informationsveranstaltung zur Erläu- terung der Energiestrate-gie 2050. Die versammelten Organisationen beschlossen, sich bilateral über die Eingaben bei der Vernehmlassung zu informieren. Aufgrund des gros- sen Interesses an einer Zusammen- arbeit gründeten 31 Branchenorga- nisationen im Juni 2013 die KGTV mit dem Ziel, die Interessen der Ge- bäudetechnik in das Energie- und CO 2 -Gesetz einzubringen. Präsident ist aktuell NR Jürg Grossen. Zahlreichen Gesprächen mit Poli- tikern folgte ein Sessionsanlass im Januar 2014. Der Einladung folgte unter anderem der heutige Bundes- rat Guy Parmelin. Einige unserer An- träge wurden vom Parlament ange- nommen und fanden somit Eingang in das Energie-Gesetz, das im Mai 2017 vom Volk gutgeheissen wur- de. Bereits zuvor hatten die KGTV- Mitglieder die Studie «Potenziale der Gebäudetechnik» Bundesrat Ueli Maurer anlässlich der Swissbau 2016 überreicht. Und die Verbands- arbeit trug weitere Früchte: So wur- den etwa die Betriebsoptmierung in die Mustervorschriften der Kantone aufgenommen und insgesamt 16 Merkblätter zu den Vollzugshilfen erarbeitet. Warum Mitglied werden? «Der Schweizer Gebäudepark wird mit erneuerbaren Energien be- trieben!» So lautet die Vision der KGTV, wie sie im Strategiepapier festgehalten wird. Diese Vision ist im Interesse von uns allen. Um sie zu realisieren, ist eine enge Zusam- menarbeit mit den Entscheidungs- trägern nötig. Umgekehrt sind auch Behörden und Politiker auf eine An- laufstelle angewiesen, welche die Branche vertritt. Für das Baugewer- be ist es Bauen Schweiz; und für die Gebäudetechnik ist es die KGTV. Gesetze werden von Politikern ge- macht. Deshalb gilt: Nur wer in der Politik präsent ist, kann über die Zukunft mitbestimmen. Mitbestim- mung, was in künftigen Gesetzen verankert ist, erfolgt durch Ver- bandsarbeit. Entsprechend ist auch ProKlima Mitglied bei KGTV. * Alfred Freitag ist Vorstandsmit- glied bei KGTV sowie bis Mai 2020 bei ProKlima. Er vertritt die Interes- sen der Gebäudetechnik bei KGTV seit der ersten Stunde. KGTV.ch ● Keine Zukunft ohne Herkunft www.lucoma.ch 3646 Einigen info@lucoma.ch Die neue Führung von ProKlima Mit einem mehrstufigen Vor- entscheid, per Mail, wurden die personellen Veränderun- gen entschieden. 2 Mehr schaffen – in weniger Zeit! Die digitalen Monteurhilfe- Sets testo 550 und testo 557 überzeugen mit ihren Fea- tures. 4 Speziallackierung für Luftaufbereitungsgeräte Erfüllung farblicher Vorgaben? Kein Problem! Speziallackie- rungen für Luftaufbereitungs- geräte von Trox Hesco sind je- derzeit möglich. 9 VTC 500 – der fehlende Part in der SAVE-Reihe Das Gerät gibt es in linker und rechter Ausführung und kann an der Wand oder auf dem Bo- den montiert werden. 14 Alfred Freitag, seit vielen Jahren Multitalent in der Gebäudetechnik-Branche, engagiert sich auch aktiv im KGTV-Vorstand. Architektur ■ Hochbau ■ Planung ■ Technik ■ Baustoffe Nr. 1 ■ März 2020 ■ 85. Jahrgang ■ Die besten Seiten der Bautechnik ■ www.robe-verlag.ch Planung: Effizient und produktiv – Baubranche verstärkt digitale Lösungen Schweizer BauJournal Projekte: Bauboom neuer Eisstadien Sicherheit: Arbeitsschutz auf Baustellen Ausbau diverser Kläranlagen Geschätzte Leserinnen und Leser Mit der Schweizer Gesetzgebung vom 1. Januar 2016 zur Elimination der Mikroverunreinigungen (MV) im Abwasser wurde in der Schweiz eine Nachrüstung von gegen 100 Abwasserreinigungsanlagen (ARA) einge - leitet, um die in die Gewässer entlastete jährliche Menge der MV zu halbieren. Das gesamte Investitions- volumen der Umsetzung in der Schweiz liegt gemäss Bund bei rund 1,2 Mrd. Franken. Wir berichten in die- ser Ausgabe über das laufende Projekt in Kloten Opfi- kon, sowie über das geplante Projekt Zimmerberg am Zürichsee. Damit der Brenner-Basistunnel (BBT) als grösstes Infrastrukturprojekt Euro- pas voraussichtlich 2028 Realität wird, arbeitet man auf österreichischer und italienischer Seite am Baufortschritt. Man hofft, den infolge der Corona-Pan- demie eingehandelten Rückstand, im Laufe dieses Jahres wieder aufholen zu können. Lesen Sie dazu unsere ausführliche Berichterstattung über die mit 64 km längste unterirdische Eisenbahnverbindung der Welt. Corona hat natürlich noch weitere Auswirkungen für die Tunnel- und Infra- strukturbranche. So mussten geplante Testfahrten am Ceneri-Basistunnel im April einige Wochen ausgesetzt werden, die Messe Suisse Public wurde um 1 Jahr auf Juni 2021 verschoben, und der alljährlich stattfindende Swiss Tunnel Congress im KKL Luzern fand Anfang Juni als sogenanntes Webinar über das World Wide Web statt. Eine Berichterstattung darüber folgt in der Ausgabe 3. Wir wünschen Ihnen eine interessante Lektüre. Fabian Schatzmann Redaktionsleiter Infrastrukturbauwww.fahrer.ch Fahrer AG Energie-,Mess- und Regeltechnik Alte Winterthurerstrasse 33 8309 Nürensdorf Telefon 043 266 20 40 Telefax 043 266 20 41 info@fahrer.ch Fernwärme-Stationen nach Mass für Praktiker, die rechnen können! pipesystems.com Brugg Rohrsystem AG Industriestrasse 39 5314 Kleindöttingen Tel. 056 268 78 78 Fax 056 268 78 79 pipesystems@brugg.com Fernwärme-Spezialist für flexible und starre Rohrsysteme www.fgysi.ch Franz Gysi AG Bachstrasse 34, 5034 Suhr Tel. +41 (0) 62 855 00 00 zentrale@fgysi.ch Spezialist für Industrie-Armaturen und Dichtungen www.fernwaerme-schweiz.ch Fernwärme: Komfortenergie zu fairen Kosten Verband Fernwärme Schweiz (VFS), p.A. Ryser Ingenieure AG, Engestrasse 9, Postfach, 3001 Bern, Tel. 031 560 03 90, info@fernwaerme-schweiz.ch Präsident: Nationalrat Thierry Burkart; Geschäftsführer: Andreas Hurni, andreas.hurni@fernwaerme-schweiz.ch www.isoplus.ch isoplus (Schweiz) AG Alte Landstrasse 39, 8546 Islikon Tel. 052 369 08 08, Fax 052 369 08 09 info@isoplus.ch Fernwärmerohrsysteme, Fernwärme- stationen, Fernwärmeleittechnik, Lecküberwachung schmid-energy.ch Schmid AG energy solutions Postfach 42, 8360 Eschlikon Tel. +41 71 973 73 73 Fax +41 71 973 73 70 Grösster Schweizer Holzfeuerungshersteller www.lier.ch LIER Energietechnik AG Hertistrasse 25, 8304 Wallisellen Tel. +41 (0)44 831 22 31 Fax +41 (0)44 830 14 10 info@lier.ch Beratung, Konzept, Planung, Fachbauleitung von Fernwärme- und Fernkälteprojekte www.hoval.ch Hoval AG General Wille-Strasse 201 8706 Feldmeilen Tel. 044 925 61 11 info@hoval.ch Hoval verbindet Wärme! www.apaco.ch Apaco AG CH-4203 Grellingen Tel. +41 (0)61 745 91 11 Fax +41 (0)61 745 91 29 info@apaco.ch Systemlösungen von apaco – Mehr als Fernwärmestationen! 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Neu ist nun aber auch sein eben freigeschaltetes Pendant für den Tiefbau verfügbar. Damit lassen sich auch Infrastrukturbauten nachhaltig planen und erstellen. Der neue Standard wurde bei der Planung der ARA Zimmerberg bereits ein erstes Mal angewandt. Seit April ist der neue Standard Nachhalti- ges Bauen Schweiz für den Infrastruktur- bereich freigeschaltet. Betraf das nachhal- tige Bauen bisher vor allem den Hochbau, blieben Bauten für Infrastrukturen der Be- reiche Mobilität, Wasser, Schutz, Energie und Kommunikation von solchen Betrach- tungen noch weitgehend ausgeklammert. Die bundesrätliche Strategie «Nachhaltige Entwicklung» verfolgt bezüglich unserer gebauten Umwelt jedoch klar das Ziel, neben Hoch- auch Tiefbauten nach an- erkannten Standards der Nachhaltigkeit zu planen, zu erstellen, zu betreiben und weiterzuentwickeln. Von Grund auf neu entwickelt Das von mehreren Bundesämtern sowie privaten Partnern getragene Netzwerk Nachhaltiges Bauen Schweiz (NNBS) hat- te aufgrund dieser Strategie bereits einen Standard für nachhaltiges Bauen (SNBS) im Hochbau erarbeitet. Seit kurzem ist nun aber auch ein Standard für den Bereich der Infrastruktur verfügbar, der Bauten anhand von Indikatoren aus allen drei Nachhaltigkeitsbereichen (Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt) beurteilt. Je höher die sich aus den Indikatoren er- gebende Punktzahl ausfällt, desto nach- haltiger ist das Infrastrukturprojekt. Der von Grund auf neu erarbeitete Standard für Infrastrukturen wurde vor seiner Freischal- tung anhand von sechs Pilotprojekten ei- nem Praxistest unterzogen. Dabei handel- te es sich um ganz verschieden gelagerte Infrastrukturbauten, wovon eine die neu geplante Abwasserreinigungsanlage (ARA) Zimmerberg der Gemeinden Horgen, Thal- wil, Rüschlikon und Oberrieden ist. Zusammenlegung zweier Kläranlagen Die Kläranlagen von Horgen und Thalwil sind beide rund 50 Jahre alt und erfüllen heutige gewässerschutzrechtliche Auf- lagen – ganzjährige Nitrifikation und die Elimination von Mikroverunreinigungen – nicht mehr. Die Betreiber der Anlagen hatten in umfangreichen Variantenstudien geprüft, ob die Sanierung beider ARA oder eine künftige gemeinsame Abwasserbe- ■ Oben: Visualisierung der künftigen ARA Zimmerberg, die schon bei der Planung bezüglich Nachhaltigkeit umfassend geprüft wurde. (Bilder: zVg) ■ Unten: Luftaufnahme der bestehenden ARA Thalwil, die zur ARA Zimmerberg ausgebaut wer- den soll. ARA Zimmerberg Joe Luthiger* VERSORGUNG+ENTSORGUNG Nachhaltigkeit auch für Infrastrukturen 6INT 2/2020 – Infrastrukturbau VERSORGUNG+ENTSORGUNG 7 Weitere Informationen: Netzwerk Nachhaltiges Bauen Schweiz (NNBS) Fraumünsterstrasse 17, 8024 Zürich Tel. 043 466 55 86 www.nnbs.ch, joe.luthiger@nnbs.ch * Autor Joe Luthiger ist Geschäftsführer beim Netz- werk Nachhaltiges Bauen Schweiz (NNBS), Zürich. handlung sinnvoller sei, bieten Grossan- lagen aus betrieblicher und ökologischer Sicht doch deutliche Vorteile. So ergab sich als Bestvariante denn auch, die ARA Thalwil am bestehenden Standort zur grösseren ARA Zimmerberg mit verdoppelter Kapazi- tät (knapp 80 000 Einwohnergleichwerte) auszubauen und ihr das Abwasser der ARA Horgen in einer neuen Pumpleitung zuzu- führen. «Wir haben den neuen Standard in der frühen Bauprojektphase angewandt und sind dabei in mancher Hinsicht darin bestärkt worden, auf dem rechten Weg zu sein, aber auch auf verschiedene Opti- mierungspotenziale gestossen», erläutert Daniel Krebs, Leiter Nachhaltigkeit bei der Hunziker Betatech AG, das Vorgehen. Konkrete Anwendung bei der ARA Zimmerberg Aufgrund der für das Projekt ARA Zimmer- berg anwendbaren Indikatoren ergaben sich maximal 144 mögliche Punkte. Da- von wurden 126 Punkte erreicht, was 88 % und damit einem hohen Erreichungsgrad entspricht, wird ein Projekt ab 60 % doch als nachhaltig taxiert. Die Durchleuchtung anhand der Kriterienliste förderte über- dies Optimierungspotenzial zutage. So zeigte sich, dass eine Ausweitung der Le- benszykluskosten auf die letzten Phasen eines Objekts – auf den Rückbau und die Entsorgung – die Nachhaltigkeit des Pro- jekts verbessern könnte. Um dies zu erreichen, werden Rückbau und Entsorgung bereits bei der Submission und beim späteren Bau der Anlage durch eine optimale Verwendung von umwelt- und ressourcenschonenden Materialien berücksichtigt. Daran angeknüpft wird ein übergeordnetes, nachhaltiges Submis- sionskonzept erarbeitet. Dieses fusst auf den Grundsätzen der sozialen Gerechtig- keit bei der Zusammenarbeit mit Unter- nehmern, dem Verwenden nachhaltiger Baumaterialien (erzielbar zum Beispiel per Ausschreibung mit Eco-Devis) und der Überwachung während der Ausführung (Bauumweltbegleitung und Altlastensa- nierung). Nach dem Vorliegen dieser Kon- zepte folgt eine erneute Bewertung, denn idealerweise soll der SNBS Infrastruktur in einem Projekt jeweils in verschiedenen Phasen zur Anwendung gelangen. Sein mehrfaches Anwenden erhöht die Nach- haltigkeit der Infrastruktur. Standard frei verfügbar Der neue Standard wurde im April 2020 freigeschaltet und kann unentgeltlich verwendet werden. Er soll die bis jetzt be- stehende Lücke im Tiefbau schliessen und es ermöglichen, Nachhaltigkeitskriterien in die Planung und Ausführung auch von Infrastrukturbauten einzubeziehen. Der Standard hilft mit seinem checklistenarti- gen Aufbau aber auch ganz wesentlich, die bis anhin gepflegten Prozesse zu hinterfra- gen oder auf ihre Vollständigkeit zu prü- fen. Aufgrund der gemachten Erfahrungen können Daniel Krebs und sein Team das Anwenden des SNBS Infrastruktur daher empfehlen. So half er ihnen bei der Aus- arbeitung des Bauprojekts, über das im Herbst 2020 in den betroffenen Gemein- den abgestimmt wird. ■ «Der SNBS Infrastruktur hat uns geholfen, Optimierungspotenziale zu erkennen und dann weitere Schritte daraus abzuleiten. Wir prüfen derzeit, inwieweit auch unsere internen Prozesse gemäss den Indikatoren des SNBS Infrastruktur noch angepasst werden könnten». Daniel Krebs, Hunziker Betatech AG, Winterthur ■ Oben: Der SNBS Infrastruktur deckt unterschiedliche Projektarten in verschiedenen Bereichen ab und kann damit als umfassendes Instrument ein- gesetzt werden. ■ Rechts: Das Excel-Tool erlaubt es unter anderem, die Nachhaltigkeit von Projekten in leicht lesbaren Grafiken darzustellen – hier die ARA Zimmerberg in der frühen Bauprojektphase. ■ Die Nachhaltigkeit bemisst sich anhand der Hauptthemen Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt sowie der transversalen Themen.Infrastrukturbau – INT 2/2020 Die Abwasserreinigung Kloten Opfikon, die auch den Flughafen Zürich betrifft, wird derzeit ausgebaut und saniert. Die Fertigstellung ist für 2024 geplant. Wie weit sind die Bauarbeiten bereits fortgeschritten? Wird man das Zeit- und Kostenbudget einhalten? Zeit für einen kritischen Schulterblick. Die Abwasserreinigungsanlage Kloten Opfikon (AKO) wird derzeit umfangreich erweitert und erneuert und das nicht zum ersten Mal. Bereits im Jahr 1962 hatte die ARA Kloten ihren Betrieb aufgenommen. Aufgrund der Entwicklungen in der be- treffenden Region und der schon damals höheren Anforderungen an den Gewässer- schutz, musste die ARA bereits zu Beginn der 1990er-Jahre erstmals umfangreich erweitert werden. Zudem wurden auch damals schon zusätzliche Prozessstufen ergänzt. 1993 konnten im Anschluss an diese erste Erweiterung rund 54 500 Einwohnerwerte (EW) abwassertechnisch optimal bedient werden. Doch zwischenzeitlich sind rund 85 000 Einwohnerwerte zu berücksichti- gen, was schliesslich einen erneuten Aus- bau dringend erforderlich machte. Es war nicht nur die Kapazitätsgrenze, die stark überschritten wurde, zudem waren auch viele maschinelle Einrichtungen des Aus- baus von 1993 baufällig. Hinzu kam, dass auch der Gesetzgeber eine zusätzliche Reinigungsstufe zur Elimination von orga- nischen Spurenstoffen (Mikroverunreini- gung) forderte. Als Innovation in der Kläranlage Kloten Opfikon gilt die biologische Reinigung im Nereda-Verfahren. Diese Aufbereitungs- technologie pumpt das Abwasser nach der mechanischen Reinigung nicht in ein wei- teres Klärbecken, sondern in Reaktoren, wo Mikroorganismen das Wasserreinigen übernehmen. Das spart Platz und Energie. Das Nereda-Verfahren wurde an der Uni Delft in den Niederlanden konzipiert und entwickelt. «Wir haben das Verfahren mit einer Pilotanlage ein Jahr vor Ort getestet und wurden dabei von einer Gruppe von verschiedensten Spezialisten und Ingeni- euren begleitet», erklärt der Geschäftsfüh- rer der Abwasserreinigung Kloten Opfikon, Michael Kasper. «Die Resultate haben uns überzeugt». Wie ist der aktuelle Fortschritt der Bauarbeiten? Die gesamte Planung auf der Stufe Vorpro- jekt erfolgte in den Jahren 2013 und 2014. Der Spatenstich am 23. August 2017 gilt als offizieller Beginn der umfangreichen Bau- arbeiten, die sich insgesamt über sieben Jahre erstrecken werden. Bevor man jedoch endgültig durchstarten konnte, musste zuvor noch ein Schwal- ben-Hotel für den umfangreichen Erwei- terungsbau umgesiedelt werden. Sein neuer Platz liegt nun rund 180 m entfernt auf dem nahegelegenen Werkhof des Kan- tons Zürich. Nun konnte es endlich losge- hen. Seit dem Baubeginn im Spätsommer 2017 ist bereits viel passiert. Aktuell sind etwa 30 % des Bauvolumens erstellt. Die mechanische Vorreinigung (Hebewerk, Rechen, Sandfang, Vorklär- becken) wurden im September 2019 in Betrieb genommen. Zurzeit wird das Re- genbecken mit 3500 m 3 Inhalt gebaut. Die Bodenplatte hierfür ist bereits betoniert ■ Die Abwasserreinigung Kloten Opfikon wird derzeit ausgebaut und saniert. Die Fertigstellung ist für 2024 geplant. (Bilder: ARA Kloten Opfikon) Erweiterungsbau der ARA Kloten VERSORGUNG+ENTSORGUNG Bauarbeiten laufen nach Plan 8INT 2/2020 – Infrastrukturbau VERSORGUNG+ENTSORGUNG und schon für im Sommer ist die Inbetrieb- nahme geplant. Parallel dazu wird das Biologiegebäude hochgezogen, zudem auch eine neue Trafostation, die Haupt- schaltwarte mit integriertem Tagungs- raum und dem Labor sowie verschiedene Technikräume gehören. Das neue Zwi- schenhebewerk Biologie (Nereda-Ver- fahren) Überschussschlammstapel, wird dann ebenfalls in dieses Biologiegebäude integriert. Angeschlossen an das Biologie- gebäude ist die EMV-Anlage, die mit Ozon betrieben wird. Vor einigen Wochen hat nun auch der Umbau an einer der vier Belebtschlamm- strassen zu einem Nereda-Reaktor begon- nen. Dies gilt als höchst anspruchsvolle und komplexe Bauphase, da die Platzver- hältnisse sehr eng und die bestehenden Biologiebecken vorgespannt sind. Laut Aussage von Michael Kasper soll das Ausbauprojekt jedoch planmässig bis 2024 fertiggestellt sein. Die gesamte Bauzeit hätte dann über insgesamt sieben Jahre angedauert. Der Verantwortliche erklärt in diesem Zusammenhang: Aktuell liegen wir gut im Zeitplan und fügt hinzu: «Auch das im Kostenvoranschlag veranschlagte Kostenbudget in Höhe von 98,3 Mio. Fran- ken konnte eingehalten werden. Und: Es konnten einige Submissionserfolge einge- fahren werden, so dass wir ein gutes Re- servepolster haben». Aber er ergänzt auch: «Wir bauen noch lange, und es kann noch einiges passieren». Enge Platzverhältnisse während des laufenden Betriebs Als eine der Herausforderungen für die Planer bezeichnet der Geschäftsführer Kasper die engen Platzverhältnisse sowie die aufwändigen Baugrubensicherungen, die hier nötige waren. Zudem gilt das Bau- en, direkt neben den Bestandsbauten, als weitere Schwierigkeit. Hinzu kommt, dass die Anlage auch während der Bauarbeiten in Betrieb ist. Somit sind noch immer sehr viele aufwändige Provisorien notwendig, welche auch den Betrieb herausfordern. Bautechnisch gilt der Umbau der Biolo- gieanlage zu vier Nereda-Reaktoren (ein SBR-Verfahren) ebenfalls als nicht ganz einfach. Doch ernsthafte Komplikationen beziehungsweise Überraschungen, so Kasper, gab es dank der guten Planung bis zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht. Der Pro- jektverantwortliche lobt ausdrücklich die Organisation, die Bauüberwachung und Bauausführung: «Ein ganz wichtiger Part hat auch der Baumeister (Erne AG), wel- cher mitdenkt und hervorragend den Bau umsetzt». Insgesamt konnten die Planun- gen bis auf Kleinigkeiten wie im Baupro- jekt so umgesetzt werden. Abschliessend betont der Geschäftsführer: «Damit alles so reibungslos verläuft, ist mir ganz wichtig zu erwähnen, die hohe Präsenz der Bauleitung (Ober- und Fach- bauleitung), die hier in den Betrieb stark eingebunden ist». Aktuell sind bis zu vier Fachbauleiter gleichzeitig auf der Baustel- le. Die gute Organisation mit klarer Aufga- benteilung und mit einer straff geführten Sitzungskultur trägt zum Gelingen bei. Ganz sicher ist es vor allem auch die gute Organisation und die Umsetzung verant- wortlich für den reibungslosen, termin- gerechten und budgettreuen Verlauf der Arbeiten. ■ pd/FS ■ Oben: Alles verläuft reibungslos, auch dank der guten Leistung der Bauleitung (Ober- und Fachbauleitung), die hier in den Betrieb stark ein- gebunden ist. ■ Mitte: Zurzeit wird das Regenbecken mit 3500 m3 Inhalt gebaut. Die Bodenplatte hierfür ist bereits betoniert, und schon im Sommer ist die Inbetriebnahme geplant. 9Next >